Zum Projekt

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„Mehr Zeit statt Zeug“, „Magic Cleaning“ oder „Minimal Life. Mit weniger zu mehr“ – das sind nur drei von unzähligen Ratgebern, die auf dem Weg zu einem aufgeräumten, einfachen Leben unterstützen wollen. Aber kann gezieltes Ausmisten tatsächlich zu einem ressourcenleichten Leben, also einem Leben mit grundsätzlich weniger Dingen, beitragen? Das wollen wir im Projekt herausfinden.

Worum geht’s?

In jedem Haushalt befinden sich mehrere tausend Dinge. Viele dieser Dinge, ob T-Shirts, Bücher, Stifte oder alte Handys, werden vor allem aufbewahrt, aber kaum genutzt. Dabei wird eine unübersichtliche Anhäufung von Dingen von vielen Menschen als psychische Belastung empfunden. Auch aus Umweltsicht ist der damit einhergehende Ressourcenverbrauch problematisch. Um das persönliche Wohlbefinden zu fördern und zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen, ist es somit von großer Bedeutung, den eigenen Besitz zu reduzieren und zu begrenzen.

In den letzten Jahren entstanden mit Begriffen wie Downshifting, Minimalismus oder Voluntary Simplicity zahlreiche Konzepte und Bewegungen zur Besitzreduktion. Sogenanntes Decluttering, also das gezielte Ausmisten von Dingen, ist insbesondere durch die KonMari-Methode von Marie Kondo einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden.

Aber helfen diese Bestrebungen auch dabei, langfristig mit weniger materiellem Besitz zu leben und so nachhaltiger zu konsumieren?

Was gibt es schon?

Es gibt bereits zahlreiche Tipps und Anleitungen, wie Menschen ihren Besitz reduzieren können. In Ratgebern zu Minimalismus und einem einfachen Leben werden nach unserer Analyse z. B. häufig Reflexionsübungen, Besitz-Dokumentationen, Checklisten, Entscheidungshilfen, spielerische „Challenges“ und Tipp-Sammlungen eingesetzt.

Insbesondere im Bereich Kleidung wurden als Gegenbewegung zu einem schnelllebigen Modekonsum (Fast Fashion) zahlreiche spielerische Methoden (sogenannte Challenges) entwickelt, die Menschen zum Aussortieren ermutigen. Vielfach lassen sich diese Methoden auch auf andere Bereiche übertragen. So sehen einige der Ansätze aus:

KonMari-Methode: Die KonMari-Methode motiviert Menschen dazu, nach Kategorien aufzuräumen und nicht nach Orten. Es wird mit Kleidung angefangen. Anschließend geht es weiter mit Büchern, Papieren, „Kleinkram“ und zuletzt folgen Erinnerungsstücke. Es werden nur die Dinge behalten, die einem am Herzen liegen. Die Sachen, die keine „Freude” mehr bereiten, werden entsorgt.

Project 333: Courtney Carver verfolgt in dieser Challenge einen neuen Ansatz für ein einfaches Leben – beginnend bei ihrem Kleiderschrank. Das Projekt 333 schlägt vor, dass sich die Menschen drei Monate lang mit nur 33 Kleidungsstücken kleiden. Das Motto dieser Challenge lautet „weniger ist wirklich so viel mehr“, um Menschen zum Loslassen zu motivieren.

10 x 10 Challenge: Die 10 x 10 Challenge ist eine Übung, um sich zu motivieren während eines Shopping-Fastens kreativer mit der vorhandenen Kleidung umzugehen. Der Kern des Konzeptes besteht aus der Entwicklung einer Mini-Garderobe mit zehn Kleidungsstücken für zehn Tage.

Fashion Detox Challenge: Diese Challenge richtet sich an Menschen, die normalerweise häufig Kleidung kaufen, und lädt sie dazu ein, zehn Wochen lang keine neuen Anziehsachen mehr anzuschaffen. Die Teilnehmenden dieser Challenge können über diesen Prozess online in einem privaten Forum auf der Website reflektieren und ihre wöchentlichen „Detox-Tagebücher“ dort veröffentlichen.

Wie arbeiten wir?

Zusammen mit Bürgerwissenschaftler*innen entwickeln, erproben und verbreiten wir Methoden zum Dokumentieren, Hinterfragen und Reduzieren von Besitztümern. Zunächst erproben die Bürgerwissenschaftler*innen die Methoden an sich selbst. Anschließend motivieren und begleiten sie Freund*innen oder Bekannte, dies ebenfalls zu tun.

Die Forschungs- und Praxispartner unterstützen die Bürgerwissenschaftler*innen, die im Mittelpunkt des Projektes stehen. Denn Citizen Science lebt vom Mitmachen der Bürgerwissenschaftler*innen.

Was wollen wir herausfinden?

Mit dem Projekt MeinDing! wollen wir einen Beitrag zur Förderung ressourcenleichter Lebensstile leisten. Ressourcenleicht bedeutet, grundsätzlich mit weniger Dingen gut auszukommen.

Ziel ist es, herauszufinden, ob und inwieweit Maßnahmen zum Dokumentieren, Reflektieren und Reduzieren von materiellem Besitz dazu beitragen können, anhaltend mit weniger zu leben. Das umfasst nicht nur ein kurzfristiges Ausmisten, sondern den eigenen Besitz längerfristig zu reduzieren und Neuanschaffungen zu vermeiden.

Bislang ist jedoch noch unklar, inwieweit Maßnahmen zur Güterreflexion und -reduktion dazu beitragen können, einen anhaltend ressourcenleichten Lebensstil zu fördern. Da es sein könnte, dass Entrümpeln und Platzschaffen sogar den Neukauf von Dingen anregen, sollen diese sogenannten „Rebound-Effekte“ besonders beachtet werden.

Wie ist das Forschungsdesign?

Gemeinsam mit Bürgerwissenschaftler*innen sollen Maßnahmen zur Besitzreflexion und-reduktion erforscht werden. Wir wollen herausfinden, ob und inwieweit gezieltes Ausmisten kombiniert mit Reflexionsübungen dazu beitragen kann, langfristig ressourcenleicht zu leben. Das Projekt läuft in drei Phasen ab:

1. Bestandsaufnahme und Rekrutierung: Bevor die Bürgerwissenschaftler*innen eingebunden werden, erfolgt im Forschungsteam zunächst eine Bestandsaufnahme über bestehende Methoden und Konzepte zur Besitzreduktion. Hierauf aufbauend wird das Vorgehen im Projekt konkretisiert. Anschließend werden die Bürgerwissenschaftler*innen rekrutiert. Im Rahmen von Workshops erhalten sie die Möglichkeit, auf die Auswahl und Gestaltung der Projektmaterialien Einfluss zu nehmen.

2. Umsetzung: Die Bürgerwissenschaftler*innen erproben die Materialien zunächst bei sich selbst: Im Mittelpunkt stehen dabei Anregungen zur Reflexion und zum Ausmisten. Danach unterstützen sie Menschen in ihrem Umfeld dabei, dies ebenfalls zu tun. Mithilfe von Befragungen und Interviews wird der Umsetzungsprozess wissenschaftlich begleitet.

3. Evaluation und Handlungsempfehlungen: Im Rahmen von Workshops werden die Umsetzungserfahrungen und Forschungsergebnisse gemeinsam mit den Bürgerwissenschaftler*innen ausgewertet. Ziel ist es Handlungsempfehlungen abzuleiten und ein Sustainable-Decluttering-Tool-Kit zu erarbeiten, das zur eigenständigen Reflexion und Reduktion des Besitzes anregt.